«Wir müssen den Mut haben, unsere eigenen Werte in Frage zu stellen»

Der diesjährige Dandelion Entrepreneurship Award geht an Adrienne Grêt-​Regamey, Professorin für die Planung von Landschaften und Urbanen Systemen. Der Preis würdigt Professor:innen für ihren herausragenden Einsatz zur Förderung des Unternehmertums an der ETH Zürich und darüber hinaus. Im Kurzinterview spricht Adrienne Grêt-​Regamey über die Rolle von Unternehmergeist in Ihrer Lehre und Forschung.

von Iris Mickein

Prof. Adrienne Grêt-​Regamey, herzlichen Glückwunsch zum Dandelion Entrepreneurship Award! Was bedeutet Unternehmergeist für Sie?

Wenn wir nicht nur schrittweisen Fortschritt anstreben, muss die Gesamtwirkung unseres Schaffens größer werden als die Summe der individuellen Forschungsarbeiten. Die Gruppe muss sich gemeinsam weiterentwickeln und eine Kultur der Stärke schaffen, die es wagt, schwierige und gesellschaftlich relevante Fragestellungen anzupacken. Dies ist in der Landschaftsplanung dringend notwendig, da die Hindernisse bei der Umsetzung neuer Lösungen stark in gesellschaftlichen Wertvorstellungen verankert sind. Es erfordert proaktives und gemeinsames Handeln, auch mit der Gesellschaft. Unternehmergeist bedeutet, gemeinsam und mutig überraschende Lösungen umzusetzen.

Welche Rolle spielt Entrepreneurship in Ihrer Forschung und Lehre?

Neben Lehre und Forschung ist Entrepreneurship ein unverzichtbarer Bestandteil der Landschaftsentwicklung. Es geht darum, die Wechselwirkungen zwischen Menschen und Natur zu steuern und Lösungen in einen räumlichen Kontext zu verankern. Entrepreneurship ist ein entscheidendes Bindeglied in diesem Spannungsfeld, und erfordert, dass wir uns mit der Gesellschaft und ihren Werten auseinandersetzen und unsere soziale Verantwortung in Forschung und Lehre wahrnehmen.

Aus ihrer Gruppe PLUS ist 2018 das ETH Spin-​Off «Incolab» hervorgegangen. Welchen Mehrwert bietet das Unternehmen?

Incolab setzt die Erkenntnisse und Tools, die in unserer Forschungsgruppe entwickelt wurden, in die Praxis um. Auf diese Weise kann die Landschaftsentwicklung konkret und effektiv gesteuert werden. Innovative, auf künstlicher Intelligenz basierende Visionierungstools ermöglichen es beispielsweise, radikale Veränderungen in unserer Landschaft zu konzipieren und zu verhandeln. So unterstützt das ETH Spin-​off aktiv die Transformation der Landschaft.

Ist Unternehmergeist mehr ein Virus oder ein Gen?

Er ist ansteckend wie ein Virus! Unternehmergeist in der Landschaftsplanung kann als eine Kultur betrachtet werden, die sich lernen lässt und auf kontinuierlichem Fortschritt basiert. Die Kultur ist dynamisch und zielt nicht nur auf inkrementelle Anpassungen ab, sondern auf tiefgreifende Transformationen und Veränderungen. Dabei müssen wir den Mut haben, unsere eigenen Werte in Frage zu stellen. Nur mit einer solchen transformativen Haltung sind wir in der Lage, wichtige radikale Schritte umzusetzen.

Wie fördern Sie Unternehmergeist unter Ihren Studierenden, Doktoranden und Postdocs?

Alle in der Gruppe oder auch im Unterricht sollen Eigeninitiative ergreifen. Unser Ziel ist es, gemeinsam zu arbeiten und unsere Kräfte zu bündeln. Unsere in aktuellen Geschehnissen verankerte Projekte erfordern die Zusammenarbeit von Doktoranden, Postdocs, Studierenden und oft auch Stakeholdern, die alle zum Endergebnis beitragen. In diesem Prozess bilden sich ständig neue kleine Untergruppen, die sich gegenseitig unterstützen und eigene Lösungen entwickeln. Diese Art der Zusammenarbeit ist ansteckend und inspirierend! Sie fördert das Lernen und die Agilität, die entscheidend sind, um neue Lösungen schnell einzuführen und eine nachhaltige Landschaftsentwicklung zu steuern.

Dandelion Entrepreneurship Award

Jedes Jahr werden in den Departementen Nominierungen durch Studierende, Doktorierende und Postdocs vorgenommen. Eine Jury aus Vertretern wichtiger studentischer Gremien wie dem Studentischen Projekthaus (SPH), den ETH-​​Junior:innen, der Akademischen Vereinigung des wissenschaftlichen Personals der ETH Zürich (AVETH) und dem ETH Entrepreneur Club wählt dann aus den gesammelten Stimmen einen verdienten Gewinner aus jedem der 16 Departemente. Zusätzlich wird ein «Special Award» für den Gesamtsieger/die Gesamtsiegerin vergeben.


 

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