Neue Publikation in Landscape Ecology – Lebensraumverfügbarkeit über Raum und Zeit neu denken

Raum-zeitliche Cluster der Lebensraumverfügbarkeit (AHA) auf dem Schweizer Mittelland (aus der Publikation)
Warum Geschichte für den Naturschutz wichtig ist
Naturschutz konzentriert sich häufig auf aktuelle Lebensraumbedingungen, doch reagieren Arten nicht immer unmittelbar auf Landschaftsveränderungen. Vielmehr zeigen sie oft verzögerte Reaktionen: Vergangene Landschaftszustände erklären das heutige Vorkommen von Arten besser als die aktuelle Landschaft. Eine neue Studie vom Schweizer Mittelland untersucht, wie über ein Jahrhundert Landschaftswandel die heutige Biodiversitätsverteilung geprägt hat. Dabei wurden zeitliche Cluster von Veränderungen in der Lebensraumverfügbarkeit identifiziert und mit dem heutigen Vorkommen von Arten abgeglichen.
AHA – ein neuer Ansatz zur Messung der Lebensraumverfügbarkeit
Zur Erfassung dieser Dynamiken haben wir das Mass Amount of Habitat Available (AHA) eingeführt. Im Gegensatz zu traditionellen Ansätzen berücksichtigt AHA die Landschaftskonfiguration und bewertet, wie gut sich Arten in einer Landschaft bewegen können, inklusive realer Barrieren wie Strassen oder Gebäude. Eine Zeitreihenanalyse von 1899 bis 2012 zeigte, dass die AHA des Jahres 1933 die heutigen Artenvorkommen am besten vorhersagt. Zudem ergab sich, dass frühere hohe AHA-Werte mit Gebieten hoher Landschaftsqualität zusammenfallen, was durch das Vorkommen von Indikatorarten belegt wird.
Folgen für Planung und Politik
Die Ergebnisse sind bedeutend: Wird die historische Lebensraumverfügbarkeit ignoriert, könnten wichtige Hinweise auf einen Biodiversitätsverlust übersehen werden. Eine Integration zeitlicher Verfügbarkeit in die Planung ermöglicht es, Gebiete zu identifizieren, in denen Arten trotz Degradierung überlebt haben – und wo Wiederherstellungsmassnahmen besonders wirksam sein könnten. Da AHA breit anwendbar ist, stellt es ein vielseitiges Instrument für die Landschaftsplanung in städtischen wie ländlichen Räumen dar.
Zugang zur Studie: externe Seite https://doi.org/10.1007/s10980-025-02124-xexterne Seite