Projektstandorte

Beide Projektstandorte liegen in Regionen der Alpen, die der Trockenheit ausgesetzt sind: Das Zentralwallis ist ein kontinentales, inneralpines Berggebiet in der Schweiz; das Becken der Haute-Romanche, auf der Westseite des Lautaret-Passes in den zentralen Französischen Alpen gelegen, hat ein kontinentales, inneralpines Klima mit mediterranen Einflüssen.

Während beide Standorte eine hohe Diversität von Ökosystemleistungen aufweisen, sind sie stark gefährdet durch zu erwartende klimatische Auswirkungen. Zusätzlich haben Veränderungen des sozio-ökonomischen Kontextes, insbesondere in der Landwirtschaftspolitik, den Wandel in der Landbedeckung und Landnutzung seit 1900 stark beeinflusst. Dies betrifft eine Verringerung von Kulturland (insbesondere Weiden) und eine Vermehrung von Waldgebieten in den Schweizer Alpen sowie eine Verringerung der Mahd im Gegensatz zur Beweidung in den Französischen Alpen seit 1950. Die Preisgabe (vor allem in der Schweiz) oder ein Wandel in der Bewirtschaftung (insbesondere in Frankreich) von Kulturland in den Randgebieten führte zu einem Verlust von Kulturlandschaft und verwandten Ökosystemleistungen. An beiden Standorten können traditionelle Landwirtschaftssysteme zur Zeit nur durch beträchtliche Subventionszahlungen aufrechterhalten werden; die meisten bäuerlichen Haushalte stützen sich auf ein zusätzliches Einkommen durch den Tourismus. In der Schweiz jedoch gehen Preisgabe und Abwanderung weiter, während am französischen Projektstandort eine kleine Anzahl von Betrieben aufrechterhalten wird.

Die Standorte unterscheiden sich auch beträchtlich in Bezug auf ihre Fläche und Einwohnerzahl: Der Standort im Wallis erstreckt sich vom Rhonetal mit dem Hauptort Visp zu den höchsten Gipfeln auf über 4000 müM und umfasst ungefähr 15'000 Bewohnerinnen und Bewohner, deren Zahl auf dem Talboden dank einer besseren Erreichbarkeit des Wallis durch den Lötschberg-Basistunnel (2007) in den letzten Jahren gestiegen ist. Der französische Standort deckt nur einen Zehntel der Grösse des Schweizer Gebiets ab und befindet sich in einem Becken auf der Höhe von ca. 1300 bis beinahe 4000 müM. Die Bevölkerung umfasst eine Gesamtzahl von ca. 800 Personen. Die Ausdehnung der Siedlungen ist durch strikte Landplanung zu beiden Seiten limitiert. Seit der Schliessung der Hauptzufahrtstrasse aufgrund eines Erdrutsches im April 2015 ist die Erreichbarkeit des französischen Projektstandorts bedeutend eingeschränkt, was die lokale Wirtschaftsentwicklung zum Kippen bringt.

Was den politischen Kontext betrifft, spielen der Schweizer Nationalstaat und die Kantone nur eine bescheidene Rolle in der Entwicklungsplanung der Berggebiete. Eine Ausnahme davon ist der Landwirtschaftssektor, in dem die jüngste Landwirtschaftspolitik Bergbauern für die Bewirtschaftung von extensiven Weideflächen, für weideland-basierte Milch- und Fleischproduktion, Tierhaltung auf Sommerweiden sowie für die Förderung der Landschaftsqualität unterstützt. Im Gegensatz dazu interveniert der zentralistische französische Staat weitgehender in allen Sektoren. Die Unterschiede zwischen den beiden institutionellen Systemen haben jedoch in letzter Zeit abgenommen: Frankreich, das ursprünglich sehr zentralisiert war, zeigt eine schrittweise Verschiebung in Richtung Dezentralisierung der Entwicklungsmächte. Das schweizerische System, das sehr dezentralisiert war, bewegt sich im Gegenzug dazu in Richtung einer grösseren Ermächtigung nationaler Einrichtungen. Interessanterweise ist die kommunale Bewirtschaftung von Weiden ein wichtiges Charakteristikum für beide Projektstandorte.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert